„Vielfalt erhalten – Bildungsqualität fördern“ 
veröffentlicht am 18. August 2025

Gemeinsame Erklärung des Aktionsbündnisses Schule anlässlich der Kommunalwahlen am 14. September 2025 

Anlässlich der Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen am 14. September 2025 spricht sich das „Aktionsbündnis Schule“ für den Erhalt der Schulformen des begabungsgerechten, differenzierten Schulsystems aus und mahnt eine stärkere Ausrichtung der Bildungspolitik am Maßstab der Qualität an.

Unverkennbar ist das gesellschaftliche Bedürfnis nach Wahlfreiheit und nach Vielfalt in der Bildungslandschaft. Die Anmeldezahlen zu den weiterführenden Schulen belegen das anhaltende Vertrauen der Eltern in die Schulformen des gegliederten Schulwesens. Dem gegenüber steht die immer wieder erhobene Forderung, die verschiedenen Schularten abzuschaffen und durch die „Eine Schule für alle“ zu ersetzen. Das „Aktionsbündnis Schule“ ist überzeugt, dass mit der Abschaffung bewährter Strukturen keine der drängenden Herausforderungen im Schulsystem behoben werden kann. Die „Eine Schule für alle“ ist keinesfalls geeignet, den individuellen Lernvoraussetzungen, Neigungen und Interessen der Schülerinnen und Schüler Rechnung zu tragen. Die Erfahrung lehrt, dass es ein Maß an Heterogenität gibt, dessen Überschreitung zu Nachteilen für die gesamte Lerngruppe führt. Allen Leistungsniveaus gerecht zu werden und doch Leistung zu fördern, kommt der Quadratur des Kreises gleich.

In diesem Zusammenhang kritisiert das „Aktionsbündnis Schule“ die im Rahmen des 17. Schulrechtsänderungsgesetzes getroffene Entscheidung der Landesregierung, dass Schulträger künftig an Realschulen dauerhaft einen Hauptschulzweig einrichten können und mithin Schülerinnen und Schüler in den Bildungsgängen Hauptschule und Realschule im Klassenverband nach zwei unterschiedlichen Kernlehrplänen unterrichtet werden sollen. Mit Sorge blickt das „Aktionsbündnis Schule“ auch auf die an Gesamtschulen zunehmend zu beobachtende Praxis, die pädagogisch gebotene äußere Differenzierung aufzugeben.

Das „Aktionsbündnis Schule“ fordert den Erhalt eines nach oben wie auch nach unten durchlässigen gegliederten Schulsystems mit klar auf aussagekräftige Abschlüsse bezogenen Schularten, die optimale Voraussetzungen für individuelle Förderung bieten. Es tritt für eine Bildungspolitik ein, die die Vielfalt der Schularten fördert und diese Schularten und Bildungsgänge in ihrem jeweiligen Profil schärft.

Das „Aktionsbündnis Schule“ betont die herausragende Bedeutung jeder Schulform.
Der Bildungsauftrag des Gymnasiums ist bestimmt von den Zielen der Wissenschaftspropädeutik, der allgemeinen Studierfähigkeit und der vertieften Allgemeinbildung. Das Gymnasium ist eine Schule für viele, aber nicht für alle. Es bedarf einer bewussten politischen Entscheidung der Kommunalpolitik, das Ansehen und die Bedeutung der an Realschulen und Hauptschulen erworbenen Abschlüsse zu stärken und die Bedeutung dieser Schulformen für erfolgreiche Bildungsbiografien zu würdigen. In Anbetracht des zunehmenden Fachkräftemangels in Handwerk, Technik und im Dienstleistungssektor leisten Realschulen und Hauptschulen einen unverzichtbaren Beitrag für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Die Berufskollegs bieten jedes Jahr für über 200.000 Absolventinnen und Absolventen der Sekundarstufe I vielversprechende Anschlussperspektiven, egal ob in einer dualen Berufsausbildung, beim Erwerb weitergehender Schulabschlüsse verbunden mit beruflicher Handlungskompetenz oder in der Weiterbildung. Schließlich müssen Förderschulen erhalten bleiben, damit Eltern von Kindern mit besonderen Förderbedarfen eine echte Wahlfreiheit haben.

Weder ist es gesamtgesellschaftlich erstrebenswert, dass jeder Bildungsweg im Abitur mündet, noch lässt sich die Qualität schulischer Bildung an der Quantität der erreichten Hochschulzugangsberechtigungen bemessen. Maßstab der Bildungsqualität ist vielmehr die Schaffung von passgenauen Angeboten für unterschiedliche Schülerinnen und Schüler, deren Individualität ernst genommen und durch verschiedene Bildungsgänge unterstützt und gestärkt werden sollte.

Der Weg zur Förderung der Bildungsqualität und zur Stärkung der Bildungsgerechtigkeit führt über die Bereitstellung differenzierter Bildungsangebote und vielfältiger Anschlussperspektiven in den allgemeinbildenden Schulen und in den Berufskollegs. An dieser Stelle ermutigt das „Aktionsbündnis Schule“ die kommunalen Entscheidungsträger, sich dem Trend zur strukturellen Vereinheitlichung entgegenzustellen und bewährte Schulformen des gegliederten Schulwesens zu erhalten. Nur eine hohe Qualität differenzierter und individuell passender Bildungsangebote in einer Kommune ist attraktiv für junge Familien.

Sabine Mistler (PhV NRW)
Prof. Dr. Christian von Coelln (DHV)
Martin Sina (RhDV)
Olaf Schmiemann (vlbs)
Hilmar von Zedlitz-Neukirch (vlw)
Ursula Becher (VkdL)
Dr. Kerstin Guse-Becker (WDV)
Martin Schulte (DGhK NRW)
Andrea Heck (EV NRW)
Andrea Honecker (KED NRW)
Michaele Küster (Lernen Fördern e.V.)
Dr. Oliver Ziehm (LEG)
Ismail Sönmez (LeRs)
Thomas Göpel (LSF)
Dr. Martin Nebeling (BKU)

Mit Gaststatus im Aktionsbündnis Schule:
Sven Christoffer (lehrer nrw)
Joche-Peter Wirths (LVS)